Im Dezember
machen sich 12 Neptunos auf um die Höhen und Tiefen Kolumbiens zu erkunden.
In einem Kleinbus und guter Stimmung geht es nördlich von Bogota in das
Departamento Boyacá. Unser erstes Ziel ist die kleine Kolonialstadt Mongui
(zählt zu den 17 nationalen Kulturerbestädten Kolumbiens). Mongui liegt auf
2.900 m und ist nicht nur Ausgangsort für Wanderungen in die
Paramolandschaften, der kleine Ort ist weltberühmt wegen der Herstellung von
Bällen – hier wurden sogar einige Fußbälle für die Weltmeisterschaften
hergestellt – ein kleines Museum enthält eine Sammlung diverser Weltmeisterfußbälle. Nach einem Spaziergang durch das verschlafene koloniale
Städtchen nehmen wir uns an den Dorfjungs ein Beispiel, kaufen in einer der
verschiedenen Fabriken einen Fussball und kicken auf dem Dorfplatz. Abends
erstrahlt der Ort in bunten blinkenden Weihnachtslichtern und die Leute
schützen sich vor der Kälte mit ihren traditionellen Ruanas (= Ponchos).
Am nächsten
Tag geht es los in den Páramo von Ocetá und unsere Führerin klärt uns auf
verschiedenen Akklimatisierungsstopps über die Muiscakultur auf. So arbeiten
wir uns langsam über die Baumgrenze auf 3.800 m hoch, die Luft wird dünn aber
alle halten gut durch. Die Landschaften und Ausblicke sind beeindruckend, wir
sehen die ersten Frailejones (Schopfrosettenpflanzen) und lernen, dass aus den
kolumbianischen Páramos (hochandine Moorlandschaften) 80% des Wassers
Kolumbiens kommt und dass die Páramos mehr CO2 als der Amazonasregenwald
filtern – wir sind beeindruckt.
Am Ende der
Wanderung gelangen wir in einen wahren Frailejoneswald mit Pflanzen bis zu 3
Metern Höhe, wenn man bedenkt, dass diese Pflanzen 1 cm im Jahr wachsen – eine
erstaunliche Leistung.
Müde
steigen wir in unseren Bus der uns heute von den Höhen der Páramos in die
kolumbianischen Tiefebenen, die Llanos bringt. Auf der 6-stündigen Fahrt fast
ohne Unterbrechung (wir wollen ankommen) trotzen wir Staus, Kurven und Hunger
mit Späßen, Schlaf und Keksen. „Wir müssen bald da sein“ erschallt es als wir
die Menschen draußen in kurzen Hosen und Flip Flops laufen und sich in den
Hängematten vor ihren Häuschen schaukeln sehen (Klischees lassen grüßen).
Endlich
fahren wir durch Yopal, die Hauptstadt des Departments Casanare, am Fuße der
Berge gelegen und Eingangstor zu den Llanos. Diese Nacht verbringen wir im
Hotel Casa Cumbres, das in den Hügeln, die Yopals umgeben Hügeln gelegen ist.
Angenehme Wärme schlägt uns entgegen, die ersten tummeln sich bald im
Swimmingpool. Die 6 Zimmer sind groß und schön ausgestattet, wir sind bereit
nach dem Abendessen ins Bett zu fallen doch es erwartet uns eine Überraschung
in Form eines Parando Llanero (typische Feier) – Musiker und Tänzer mit ihren
typischen Instrumenten führen uns in die in die Gesänge der Llaneros (= Cowboys
dieser Region) und ihre Tänze wie den Joropo ein. Bald tanzen wir barfuß oder
in Flipflops Joropo – geschlafen wird später.
Der nächste
Morgen weckt uns mit dem Geschrei der Brüllaffen aus den umliegenden Wäldern
und die hauseigenen Papageien kreischen in den Bäumen des kleinen Hotels, das
umgeben von Natur ist. In den Büschen um den Pool entdecken wir kleine Äffchen.
Los geht es nun wirklich hinein in die Weiten der Llanos.
Das erste
was uns auffällt, ist der landschaftliche Kontrast zu anderen Gegenden Kolumbiens
- die Savanne erstreckt sich in saftigem Grün, flach hunderte von Kilometern
nach Osten. Unsere erste Aktivität findet heute in der Finca la Independencia
statt, wo ein paar von uns die Seele in den Hängematten der großen schattigen
Terrasse baumeln lassen während die anderen sich im Reiten versuchen. Die
Pferde müssen natürlich erst einmal selbst per Lasso eingefangen werden, was
mit Hilfe der Guides auch tatsächlich gelingt. Es geht durch das weite
Gebiet der Finca, als wir durch einen Fluss reiten und die Pferde durch eine
Lagune bis zum Bauch durchs Wasser waten, wissen wir wozu die Gummistiefel sind
die wir anziehen sollten – „hier in der Lagune gibt es Anacondas und Kaimane“
sagt der Guide und wir treiben die Pferde lieber schnell wieder aufs Trockene.
Dann
trennen sich unsere Wege – Jeeps warten in Yopal auf uns um die eine Hälfte der
Gruppe für die nächsten 2 Tage in den Hato la Aurora und die andere Hälfte ins
Corocora Camp zu bringen.
GRUPPE 1: COROCORA CAMP
Die Fahrt
von Yopal bis zum Corocora Camp dauert 2 Stunden, zunächst über Landstrassen
vorbei an kleinen Ortschaften und etwas später auf das Grundstück der Hatos: Mata de Palma, Altamira und Montana, auf denen man ebenso übernachten
kann. Auf diesem riesigen Land liegt auch unsere Unterkunft, das Corocora Camp.
„Schau da,
ein Kaiman, eine Schildkröte, Wasserschweine...” schon auf der Fahrt vorbei an
den Hatos bis zu unserem Camp beginnt die Safari. Ausser Kaimanen, Schildkröten
und Wasserschweinen (Capibara‘s) sehen wir noch eine Vielzahl toller Vögel,
wodurch sich unsere Fahrt entsprechend verzögert und wir etwas verspätet im
Camp ankommen. Das Personal begrüsst uns dennoch mit einem erfrischenden
Getränk und wir fühlen uns fast wie in Afrika – die Zelte liegen mitten in der
Savanne, direkt an einem Gewässer und einem kleinen Wald (wo sich das Wasser
sammelt und auch in der Trockenzeit bleibt, gibt es kleine Wälder, die Bosques
de Galería), auf der anderen Seite reicht der Blick bis zum Horizont.
Wir lassen
uns zunächst im Gemeinschaftszelt mit Sofa, einer Sitzecke und einem grossen
Esstisch, nieder und sehen den Capibara’s beim Grasen zu (sie scheinen den
ganzen Tag eigentlich auch nichts anderes zu tun). Alejandro, ursprünglich aus
Bogotá, ist stetig bemüht uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu
gestalten. Er gibt uns Tipps wie wir uns gegen Mücken, Grasflöhe und Zecken (in
Kolumbien ungefährlich) am besten wappnen, weshalb wir die nächsten Tage unsere
Socken über unsere langen leichten Trekkinghosen stülpen.
Am Nachmittag
auf unserer Safari lernen wir Seco kennen – genauso hatten wir uns einen echten
kolumbianischen Cowboy vorgestellt. Barfuss, denn ihm scheinen weder Insekten
noch Gestrüpp etwas anzuhaben, Bluejeans, ein Hemd und ein cooler Cowboyhut.
Neben ihm fühlen wir uns jetzt wieder wie die verwöhnten Städter, die wir auch
sind.
Seco ist
zudem in der Gegend so etwas wie eine lebende Legende, spätestens seitdem er in
einer regional ausgestrahlten Fernsehshow den ersten Platz für „den besten
Cowboy“ gewann. Er kann eben alles auf was es hier ankommt: Wilde Tiere
einfangen, durch Flüsse reiten, Kuhherden treiben, etc., ausserdem verfügt er
noch über etwas sinnfreiere Talente wie etwa Bullenreiten - die Safari mit ihm
als Guide ist grossartig!
Am
Lagerfeuer abends trinken wir gemütlich ein Bier und lernen die anderen Gäste
kennen, ein junges Paar aus Bogotá, er Koch, sie Fotografin. Beide haben sich
einen für Ihr Berufsfeld passenden Ort ausgesucht und werden in den nächsten
Tagen abwechselnd Tiere fotografieren und das im Camp erstklassig zubereitete
Essen bewerten. Genug für heute, wir sind müde und gehen gegen 21:00 Uhr in
unsere Zelte. Diese sind sehr gut eingerichtet, es fehlt eigentlich an nichts.
Ein grosszügiges Bad mit Dusche (warmes Wasser inklusive), Trinkwasser und
Moskitonetze über dem Bett. Gute Nacht!
Ein Wecker
war nicht nötig, aus dem Walkie Talkie (in jedem Zelt gibt es eines um sich mit
anderen Zelten zu unterhalten, oder Alejandro bei Bedarf mit irgendwelchen
Wünschen zu belästigen) schallt ein herzliches „Buenos Días, el desayuno estará
listo en 1 hora“. Heute lernen wir wie man Rinderherden auf Pferden durch die
Savanne treibt und Kühe mit dem Lasso einfängt – nun ja, wir reiten und mit
Seco´s traditionellem Gesang kommt eine tolle Stimmung auf. Lassos werfen
gehört aber leider nicht zu unseren Stärken, aber die Tour war toll!
Bei unserer
Nachmittagssafari löchern wir Seco mit unseren Fragen und lernen unter anderem,
dass Schildkröten kein Maul, sondern einen Schnabel haben und wie man Männchen
von Weibchen unterscheidet, wie sich die Capibara’s vor den Kaimanen schützen,
wo man Anacondas findet (man kann sie vor allem in der Trockenzeit sehen) und
warum das Ökosystem der tropischen Feuchtsavanne gleichermassen empfindlich und
schützenswert ist.
Der letzte
Abend eignet sich uns, um ein Resümee zu ziehen: Die Ausflüge haben wir sehr
genossen! Als Unterkunft hätte es für uns wohl auch eine der einfacheren
Varianten getan (Hato Mate de Palma oder andere), wenn jemand auf einen
gewissen Comfort jedoch nicht verzichten möchte und dennoch das einzigartige
Naturerlebnis der Region erleben will, ist das Corocora Camp eine sehr gute
Option.
GRUPPE 2: HATO LA AURORA
Unsere
Fahrt geht erst eine Stunde über asphaltierte Landstraße danach geht es ca. 4
Stunden abenteuerlich auf Erdstraßen weiter, ewige Weiten, Feuchtgebiete,
Pferde und natürlich viele Kühe ziehen am Fenster vorbei. Die Fahrt zieht sich
da wir eine Schildkröte retten die gemächlich über die Straße läuft und Fotos
von verschiedensten Vögeln machen. Wir fragen unseren Fahrer was eigentlich der
Unterschied zwischen den venezolanischen und den kolumbianischen Llanos ist:
„keiner, die Llanos sind die Llanos, mit ihrer eigenen Landschaft und Kultur,
da gibt es keine Ländergrenzen“.
Am Ende
biegen wir in einen noch kleineren Feldweg ein – wir fragen uns wie hier ein
Auto fahren kann – aber es geht 4x4 sei Dank – der herrliche Sonnenuntergang
lenkt uns ab. Wir helfen dem Fahrer die verschiedenen Gatter zu öffnen nachdem
wir jedoch in der Nähe eines Gatters in der Dunkelheit einen Kaiman entdecken
überlassen wir diese Aufgabe lieber ihm.
Endlich
kommen wir in Juan Solito Ecolodge, dem Hotel des Hato La Aurora an. Es ist
rustikal, authentisch, die Zimmer sind groß, einfach aber sauber – das kalte
Wasser der Duschen ist eine willkommene Erfrischung in der Hitze. Wo ist
eigentlich das Restaurant? „Dort vorne, wo man das Licht sieht“ – etwa 200 m
entfernt entdecken wir das Licht – dazwischen Dunkelheit – ob hier Schlangen
oder sonst was auf uns lauert? Keine Angst, tapfer bewaffnen wir uns mit
unseren Laternen und gehen zum Restaurant, ein großer offener Raum mit Palmdach
bedeckt und lange rustikale Holztische und –bänke erwartet uns. Gibt es ein
Menü? – Nein, stattdessen werden Schüsseln und Platten mit verschiedensten
deftigen Llanosleckereien für uns aufgetischt – Fleisch, Reis, Kochbananen,
Suppe, Fisch, Bohnen, Salat etc. – unmöglich das alles aufzuessen. Das Personal
ist aus der Gegend, alle sind super freundlich und aufmerksam. Wir besprechen
was wir morgen machen wollen – zahlreiche Aktivitäten stehen zur Verfügung ob
Reiten, Jeepsafari, Bootstour – je nach Kundenwunsch.
Zu
Sonnenaufgang noch vor dem Frühstück lädt unser lokaler Guide uns auf einen
Spaziergang am Fluss entlang ein, wir sehen Vögel und hören Brüllaffen, ein Reh
verfolgt uns auf Schritt und Tritt, der Guide erzählt uns dass es eines Tages
auftauchte und seither immer in der Nähe des Hotels ist. Der Hunger treibt uns
zurück – wieder erwartet uns ein reichhaltiges typisches Llanerofrühstück mit Suppe,
Ei und Arepas. Einer der Angestellten schnappt sich eine Harfe und spielt zur
Begleitung typische Serenaden der Region – eine tolle Frühstücksstimmung.
Gestärkt
geht es auf zur Jeepsafari, auf der anderen Seite des Flusses wartet die weite
Region des Naturreservates des Hato La Aurora auf uns. Um uns herum sehen wir Käuzchen auf der Erde
sitzen, „Guereres“ (ein Vogel der auf dem Boden läuft) kreuzen den Weg und
immer wieder Reiher. Wir erfahren, dass dieses Gebiet in der Regenzeit von
Wasser überschwemmt ist und man nur per Traktor durchkommt, besser ist es jetzt
in der Übergangszeit und in der Trockenzeit hier zu sein da sich dann auch die
Tiere an den verbleibenden Wasserstellen sammeln.
Wir
gelangen an eine dieser natürlichen Lagunen und sehen Capibaras, rote und weiße
Ibisse, im Wasser lauern Kaimane und kleine Babas. Auf einmal kommt etwas
gemächlich angeschwommen – ein weiterer Kaiman – nein ein „Baby
Orinokokrokodil“ – gut, dass es nicht die ausgewachsene 7 Meter Version ist,
aber auch das 2 Meter Baby ist durchaus respektheischend. Auf dem Weg zum
Haupthaus des Hatos sehen wir Viehtreiber zu Pferd Kühe in der weiten Ebene vor
sich hertreiben. Im Haupthaus stärken wir uns wieder bei deftiger Llanoskost
und halten Siesta in den Hängematten. Danach geht es im Jeep los auf
Jaguarsuche – Jaguar? Ja, hier im Gelände des Hato la Aurora sind aktuell 42
Exemplare registriert – ein Projekt des Besitzers, der diese Tiere schützen
will, seit etwa 2 Jahren werden sie auch immer wieder von Touristen gesichtet.
Wir schauen
uns eifrig um und erwarten mit Kribbeln im Bauch hinter jedem Busch, einen
Jaguar hervorspringen zu sehen – leider haben wir kein Glück, aber dafür finden
wir am Flussufer 3-Tage alte Fußspuren von diesem faszinierenden Tier.
Es wird
dämmerig, an einer Lagune nahe am Haupthaus sehen wir wie rote und weiße Ibisse
die Bäume füllen, die Ihnen als Schlafstätte dienen, Capibaras grasen am Ufer
und der Vollmond geht über der Lagune auf – eine wunderschöne fast schon
kitschige Stimmung.
Im Dunkeln
geht es zurück zum Hotel und die Guides tauschen Klatsch und Tratsch aus dieser
Ecke der Llanos mit uns aus – „was in den Llanos erzählt wird, bleibt in den
Llanos“ ;). Der krönende Abschluss dieses Tages kommt noch – Nelson, der
Besitzer des Hatos, gibt mit den lokalen Guides eine kleine Vorführung
typischen Gesanges untermalt mit Harfenmusik – die Lieder dieser Region handeln
von Liebe, Eifersucht und dem Alltag der Llaneros. In einem gesungenen
Rollenspiel muss unser Küken Luisa als Partnerin herhalten und schlägt sich
hervorragend auch beim darauffolgenden Joropo Tanz.
Am nächsten
Morgen gehen wir auf dem Rücken der Pferde auf Anaconda Suche – unser Guide
watet mutig barfuß durch das schlammige Wasser wo diese Riesenschlange aber
auch anderes Getier warten könnte. Am Ende finden wir nur eine 1 Meter
Babyanaconda aber das ist uns egal, sicher werden wir mal wieder kommen –
erfüllt von vielen Eindrücken nehmen wir den langen Rückweg nach Yopal auf wo
wir im Hotel Lisseth wieder auf den Rest der Gruppe treffen.
Am nächsten
Tag geht es auch schon wieder zurück in die Höhen des Departamentos Boyaca. Wir
nehmen eine andere Route, die uns auf etwas abenteuerlicher kleiner Straße in
das Bergdorf Tenza führt. Am nächsten Tag spazieren wir durch dieses
idyllische, kleine, koloniale Bergdorf, dessen Umgebung zum Mountainbiken und
Wandern einlädt. Wir besuchen den bunten, geschäftigen Markt und laufen auf den
Aussichtspunkt des Ortes. Danach geht es endgültig zurück nach Bogota. Fazit
der Reise: wir haben tolle, touristisch (noch) unbekanntere Gegenden
kennengelernt und dort wunderbare Erfahrungen gemacht, die wir hoffentlich bald
mit unseren Kunden teilen können. Die Llanos mit ihrer ganz eigenen Kultur
gehören auf jeden Fall zu den Regionen, die man während eines Kolumbienbesuches
einfach gesehen haben muss.
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