„Heute ist der letzte Tag des Krieges“: Diese
Nachricht aus Kolumbien wäre auf dem alten Kontinent und dem Rest der Welt
beinahe aufgrund der aufgeheizten Brexit-Diskussionen untergegangen. Mit den
oben genannten Worten unterzeichnete Präsident Juan Manuel Santos am
vergangenen Donnerstag einen beidseitigen und langfristigen Waffenstillstand
mit der ältesten aktiven Guerilla-Organisation der Welt, den FARC (Fuerzas
Armadas Revolucionarias de Colombia - Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens).
Beobachter gehen davon aus, dass die beiden Konfliktparteien einen endgültigen
Friedensvertrag in den kommenden Monaten ratifizieren und damit den über
50-jährigen Krieg beenden werden, der das Land seit dem Jahr 1964 erschüttert.
Dieser Waffenstillstand könnte als einschneidender Wendepunkt in die
Geschichtsbücher eingehen, denn der 50-jährige Krieg hat Schätzungen zufolge 250.000
Menschenleben gekostet und 6 Millionen Vertriebene im eigenen Land
hervorgebracht.
Besonders die Bevölkerung in den ländlichen Räumen Kolumbiens
leidet stark unter dem Bürgerkrieg, während die grossen Städte meist als “Inseln
des Friedens” gelten. Die von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon begleitete
Unterzeichnung des Abkommens im kubanischen Havanna ist jedoch kein endgültiger
Friedensvertrag, er kann aber als wichtiger Verhandlungserfolg zwischen den
Konfliktparteien gewertet werden. Der seit über fünf Jahrzehnten andauernde
Konflikt ist aber zu komplex, als dass er mit einer einfachen Unterschrift
beendet werden könnte. Der Waffenstillstand gilt nun als letzte Hürde auf dem
Weg zu einem Friedensvertrag zwischen beiden Konfliktparteien. Im Vorfeld hatten
sich beide Seiten auf eine Sonderjustiz zur Aufarbeitung der Verbrechen,
soziale Entwicklungsprogramme sowie die künftige politische Teilhabe der FARC
geeinigt.
Am Hauptplatz von Bogota, der Plaza Bolivar,
kamen wir am Tag der Verkündung des Waffenstillstandes mit einigen Kolumbianern
ins Gespräch: Die Menschen zeigten sich fröhlich, aber auch kritisch. “Wer
weiss, ob uns diese Unterschriften tatsächlich den Frieden bringen werden.
Jetzt geht die Arbeit erst richtig los!” war eines der typischen Zitate, die
wir hörten.
Wir halten euch auf dem Laufenden über alle
neue Entwicklungen.
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